55 mph

ein 5-Sekunden-Stück von Amnon Wolman [2004]

Aufführungsdauer: 5"


[UA: Kulturbunker Köln, 26.05.2004]


Im Sommer 2002 stellten wir uns die Frage, ob es für einen Komponisten möglich sei, in einer enorm kurzen vorgegebenen Gesamtdauer seine musikalische Individualität überzeugend ausdrücken zu können, und das sogar mit einer von uns gewünschten Vorgabe. Alle Komponisten wurden vor die Aufgabe gestellt, ein Stück zu schreiben mit einer maximalen (!) Gesamtdauer von 5 Sekunden, "as cruel as possible, trash, hardcore, punk", für elektrifiziertes Akkordeon, E-Bass und Live-Elektronik, mit/ohne Stimme, Komposition, konzeptionelle Improvisation, Performance, CD-Zuspielungen. Dabei soll jedes der Stücke keinesfalls als Statement oder bloßer musikalischer Fingerabdruck des Komponisten zu verstehen sein, jedes der Stücke soll formal völlig individuell in sich abgeschlossen erklingen.

 

Und es funktioniert.

Amnon schenkte uns eine CD mit einigen fünfsekündigen Tracks, von denen wir uns pro Mann einen aussuchen konnten. Das, was wir da hörten, sollten wir nun versuchen, auf unserem Instrument bestmöglichst nachzuspielen. Matthias stand beispielsweise vor der Aufgabe, eine befahrene Strasse zu kopieren, und Sven eine Szenerie, bestehend aus einem aus der Ferne aufgenommen Akkordeonisten, der in einem gut besuchten Biergarten voller Smalltalkgäste spielt.

 

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