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zeitlich permutierte CD-Playback-Performance
[2003]
ein 5-Sekunden-Stück von Sven Hermann

 

[UA: Science Fiction Film Festival "Utopiales" in Nantes/Frankreich, 07.11.2003]

 

Dauer: 5"

 

Im Sommer 2002 stellten wir uns die Frage, ob es für einen Komponisten möglich sei, in einer enorm kurzen vorgegebenen Gesamtdauer seine musikalische Individualität überzeugend ausdrücken zu können, und das sogar mit einer von uns gewünschten Vorgabe. Alle Komponisten wurden vor die Aufgabe gestellt, ein Stück zu schreiben mit einer maximalen (!) Gesamtdauer von 5 Sekunden, "as cruel as possible, trash, hardcore, punk", für elektrifiziertes Akkordeon, E-Bass und Live-Elektronik, mit/ohne Stimme, Komposition, konzeptionelle Improvisation, Performance, CD-Zuspielungen. Dabei soll jedes der Stücke keinesfalls als Statement oder bloßer musikalischer Fingerabdruck des Komponisten zu verstehen sein, jedes der Stücke soll formal völlig individuell in sich abgeschlossen erklingen.

 

 

Und es funktioniert.

 


Sven schrieb über sein Stück:

 


"FILE … die (Kriminal-)Akte … Niederschrift eines Tatvorgangs … verschiedene Sichtweisen und Auswertungen: Erstmal ist der Täter der Aggressor und das Opfer der/die Betroffene: Täter agiert -> Opfer reagiert (schreit [etwa aus Angst, aus Überraschung] … Erschrecken …) … verteidigt sich … mit Erfolg … Täter wird zum Opfer (vielleicht bereut er in diesem Moment sogar sein gescheitertes Vorhaben … wird nochmals zum Opfer). Das ursprüngliche Opfer scheint gerettet. Nun werden diese beiden ständig hin- und herpendelnden Sichtweisen im Medium Musik abstrahiert und verallgemeinert … zwischen zwei Musikern aufgeteilt … Der Tatvorgang in fünf Stufen wird zweimal beschrieben mit vertauschten Rollen (demnach also insgesamt zehn Aktionen à 0,5 Sekunden). Es entsteht eine in Bezug auf den Affekt nur sehr bedingt kontrollierbare Dreiecksbeziehung zwischen Publikum und den Musikern, denn denn sowohl durch die fehlende Synchronität der akustischen und optischen Aktionen (beide wurden gegeneinander zeitlich permutiert) als auch durch die Wahl der Klänge und Gesten kippt die doch so ernst zu nehmende Thematik ins Groteske um. Publikum und Musiker - jeder kann jederzeit Täter und Opfer sein ... Darf man über einen Raubüberfall lachen?"

 

 

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www.youtube.com/watch

 

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