DINDON
Akkordeon mit Elektronik und E-Bass mit Elektronik
von Marko Ciciliani [2001/02]

Dauer: 25'00

[UA: Theater de Kikker Utrecht/NL im Rahmen von "fressen und gefressen werden", 7.5.2002]

 

Was uns an Marko von Anfang an sehr faszinierte, war sein Instrument, mit dem er live performt. Er verwendet ein herkömmliches Mehrkanal-Mischpult, welches über das Verkabeln diverser Ein- und Ausgänge und deren Übersteuerungen Rückkopplungen erzeugt und somit ein akustisches Eigenleben bekommt. Marko hat gelernt, wie er diese Eigenheiten steuern kann, obgleich nicht alle Aktionen eindeutig vorherbestimmbar sind, was das Ganze sehr aufregend macht. In DINDON sind wir sein No-Input-Mixer und er steuert unser nur bedingt vorhersehbares Verhalten.

 

Er schrieb hierzu:


In Dindon steht die Frage nach dem Durchsetzen der eigenen Interessen und der Rücksicht auf den anderen im Vordergrund. Als Beispiel: die Musiker können die Reihenfolge der Teile, die sie spielen, selbst bestimmen. Dabei hat abwechselnd der eine, dann der andere Musiker zu bestimmen, in welchem Tempo ein Teil gespielt werden soll. In diesen Momenten stellt sich die Frage in welches Verhältnis die Musiker zueinander treten wollen. Kommunikation ist hierbei essentiell. Hat derjenige, der das Tempo zu bestimmen hat, gerade einen leichteren Teil vor sich, während der andere vor einem sehr anspruchsvollen steht, könnte ersterer dies ausnutzen, um ein sehr schnelles Tempo zu wählen, ohne mit der Ausführbarkeit der Stimme des anderen Musikers Rechnung zu tragen. Verhalten sich die Musiker rücksichtsvoll zueinander, müssen sie dennoch darauf achten, daß das Stück als Gesamtes reiche Kontraste in Hinsicht des Tempos hat. Die Ausarbeitung des Stückes besteht daher aus dem fortwährenden Abwägen zwischen der Betrachtung der eigenen Interessen und der Rücksicht auf die Bedürfnisse des Partners und exemplifiziert damit ein soziales und politisches Modell. In Dindon wird ein Text rezitiert, der einem italienischen Wiegenlied entlehnt ist. Auf spielerische Weise wird darin die Absurdität des Krieges angesprochen. Dindon entstand als Auftrag von und in enger Zusammenarbeit mit Interzone perceptible.